Vom Anfang, vom Ende und dem Danach

Der Tod gehört zum Leben dazu, heißt es immer, und trotzdem
wird er aus dem Leben verbannt, als gäbe es ihn nicht. Unsere
Autorin begleitet ihre Mutter beim Sterben
und fragt sich, was wir als Gesellschaft im Umgang mit dem Tod
besser machen könnten
.

Das Sterben meiner Mutter fühlt sich an wie eine schwere Geburt. Es passiert etwas mit ihrem Körper, worüber sie kaum Kontrolle hat. Sie liegt in einem Bett in einem Berliner Hospiz, über ihr an der Decke ein Bild mit Wolkenhimmel. Sie ist unruhig, sie kämpft. Ständig versucht sie sich aufzusetzen, es wirkt, als würde sie von etwas auf die Matratze zurückgezogen. Sie zupft und zieht an unseren Ärmeln, zaghaft, mit letzter Kraft.

Wir versuchen herauszufinden, was sie möchte, mit Ja-Nein-Fragen, der Tumor hat ihr die Stimme genommen. Wir, ihre Kinder, sitzen neben ihr, jedes zu einer Seite, Tochter und Sohn. Einmal noch, ganz nah. Irgendwann sagt sie ihre letzten verständlichen Worte: „Schöne Scheiße.“

Das trifft ziemlich genau, was ich in den vergangenen Monaten erlebt habe. Ich habe meine Mutter beim Sterben begleitet, und weder sie noch ich waren darauf vorbereitet. Seither treibt mich die Frage um, warum es so kam und nicht anders, und ob es mit mehr Tod im Alltag nicht vielleicht – wenigstens ein kleines bisschen – einfacher wäre, einen geliebten Menschen sterben zu sehen.

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Veröffentlicht in der wochentaz vom 21.01.2023 (Titel)